MACHTWENDE
Das Wort ZEITENWENDE war das Wort des Jahres 2022. Unser Bundeskanzler hat es im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geprägt, um auszudrücken, dass sich viele Selbstverständlichkeiten grundlegend verändert haben im Umgang der Menschen miteinander.
Im Blick auf das Bibelwort für die kommende Woche, den sog. Wochenspruch, möchte ich einen Begriff prägen, der in unserer heutigen Zeit auch das Denken und die Vorstellungen vieler Menschen auf den Kopf stellt: MACHTWENDE.
Jesus debattiert mit seinen engsten Vertrauten über die Frage, was Macht mit Menschen macht. In dem Zusammenhang lässt er sich zu einem Satz hinreißen, der aktueller gar nicht sein kann: „Ihr habt erfahren, dass in dieser Welt die Herrschenden die Menschen oft ungerecht behandeln!“ Heute würde man vielleicht sagen ihre Macht missbrauchen. Wir sehen also, dass sich in den letzten 2000 Jahren an den Gesprächsthemen gar nicht viel verändert hat. Und Jesus läutet in diesem Gespräch eine Wende ein, indem er sagt: „Bei euch sollte es anders sein!“ Seine Vorstellungen im Umgang mit Macht stehen dem diametral entgegen.
„Wer euch anführen will, der soll euch dienen, wer unter euch der Erste sein will, soll der Diener aller sein!“ Wie bitte was??? Für solch eine Haltung erntet man in den allermeisten Kreisen heutzutage nur Verachtung und Unverständnis.
Aber Jesus verlangt von seinen Leuten nichts, was er nicht selbst bereit ist zu geben: „Selbst der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen und sein Leben für viele Menschen hinzugeben.“ Damit sind wir endlich beim Wochenspruch angekommen, der uns durch die kommende Woche begleiten möchte: Als Sohn Gottes hätte Jesus auch zu seinen Lebzeiten auf Erden alle Macht der Welt gehabt, seine Stellung auszunutzen und sich bedienen zu lassen. Stattdessen verzichtet er darauf und kehrt die Verhältnisse um, indem er den Menschen um ihn herum Gutes tut. An einer Stelle mit den Worten: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Tut, was ich für euch getan habe!“ Lassen wir uns in der neuen Woche doch dazu herausfordern, mal zu überlegen, wo wir ganz praktisch eine MACHTWENDE vollziehen und einem Menschen in unserem Umfeld einen Liebesdienst erweisen können, um hoffentlich zu erleben, wie das Verhältnisse verändern kann.
Eine gesegnete neue Woche wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Sebastian Strunk (Markuskirche - Altusried)
Allgäuer Zeitung, 25./26. März 2023